Bereits in einem anderen Beitrag haben wir uns die Ursachen des Klimawandels näher angeschaut und herausgefunden, dass die Treibhausgase in der Atmosphäre schwindelerregende Konzentrationen angenommen haben. Die Ursache liegt im Menschen begründet. Für nahezu alles benötigen wir Energie, beziehungsweise verbrauchen fossile Rohstoffe wie Kohle, Erdgas oder Humus. Dazu gehört die Erzeugung von Gemüse ebenso wie der Transport von Produkten, aber auch das Streamen eines Films. Und durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe werden Treibhausgase emittiert.

Der Klimawandel stellt uns vor große Herausforderungen und diesen wollen und müssen wir uns stellen. Wir können den Schalter nicht einfach umlegen und ab heute keine Emissionen mehr verursachen – leider. Und selbst wenn uns das gelingen würde, sorgt die Verweildauer der Treibhausgase in der Atmosphäre auch in den nächsten Jahren für eine Klimaerwärmung. Wollen wir unser Ziel erreichen und die Erwärmung auf maximal 1,5° C begrenzen, müssen wir dafür sorgen, dass weniger oder bestenfalls keine Emissionen mehr in die Atmosphäre kommen. Dies nennt man Dekarbonisierung. Unser angestrebtes Ziel sollte immer sein an der Ursache anzusetzen. Wünschenswert ist folglich die Entkopplung unseres gesellschaftlichen Wohlstandes und Fortschritts vom Verbrauch fossiler Ressourcen.

Technologisch, politisch, strukturell und kulturell können wir die Dekarbonisierung allerdings nicht von heute auf morgen erreichen. Neben der Vermeidung von Emissionen und der kontinuierlichen Verbesserung brauchen wir als zusätzlichen Weg die Unterstützung der Natur. Pflanzen und Böden sind, bei richtiger Behandlung, in der Lage der Atmosphäre große Mengen von Emissionen zu entziehen und zu speichern.

In unseren aktuellen Strukturen ist also erstmal nichts klimaneutral. Alles, was wir produzieren, transportieren und konsumieren verursacht Emissionen. Die Frage ist nun, wie schaffen wir einen realistischen Weg, mit dem wir so schnell wie möglich den Emissionsdruck auf das Klima reduzieren?

Foto: Unsplash

Klimaneutral – die Lösung?!

Immer mehr Unternehmen bezeichnen sich als „klimaneutral“, es gibt „klimaneutrale“ Produkte und sogar „klimaneutrale“ Flüge sollen möglich sein. Wie kann das funktionieren?

Der Begriff „klimaneutral“ beschreibt ganz nüchtern betrachtet, dass das menschliche Handeln eine neutrale Wirkung auf das Klima hat. Es verändert das Klima also weder positiv noch negativ. Es hat keinen zusätzlichen Anstieg der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre zur Folge. Geschützt und eindeutig definiert ist der Begriff aktuell nicht. Deshalb wird er sehr unterschiedlich verwendet und man sollte sich genau anschauen was im Einzelfall gemeint ist.

Zum Erreichen der Klimaneutralität gibt es, wie wir schon gelernt haben, eine zweiteilige Strategie:

    1. Ursache angehen: Emissionen vermeiden
    2. Symptome bekämpfen: der Atmosphäre Emissionen entziehen

Die erste Strategie ist klar. Wir brauchen neue Technologien der Energiegewinnung, müssen unsere Produktionssysteme hinterfragen und umorganisieren. Und eigentlich ist auch die zweite Strategie so simpel wie genial. Wir machen genau das rückgängig, was zu unseren gegenwärtigen Problemen geführt hat und stärken dafür die natürlichen Prozesse. Wir bauen Vegetation auf, bringen Ökosysteme wieder in Balance, bauen nachhaltige Landwirtschaft aus und pflanzen Bäume.
Dahinter steht eine wichtige Erkenntnis: Für das Klima spielt es keine Rolle wo Treibhausgase freigesetzt werden. Emissionen aus Deutschland bleiben nicht hier, sondern zirkulieren. Das heißt aber auch: Für das Klima spielt es keine Rolle wo die Emissionen aus der Atmosphäre entzogen und gespeichert werden. Aufforstung ist das Stichwort - sowohl in Wäldern als auch in der Landwirtschaft. Den Ausgleich entstandener Emissionen durch Aufforstung nennt man Kompensation.

Dennoch ist klar: Die zweite Strategie der Kompensation verschafft uns nur mehr Zeit, an der Dekarbonisierung, also der Vermeidung von Emissionen und der damit einhergehenden Luft- und Umweltverschmutzung, zu arbeiten. Kompensation bekämpft Symptome, wenngleich sie in der Lage ist den Klimawandel abzuschwächen oder gar zu stoppen.

Zwischenerkenntnis: Jegliche Strategien zur Klimaneutralität sollten also immer nach dem Prinzip „vermeiden, vermindern, kompensieren“ gehen. Das langfristige Ziel sollte sein, von fossilen Ressourcen und Emissionen so weit wie möglich unabhängig zu werden.

Das heißt, bei Kompensation geht es um die noch nicht vermeidbaren Emissionen - „klimaneutral“ bedeutet demnach nicht immer „emissionsfrei“. Es sollte jedoch das langfristige Ziel jeder Klimastrategie sein.

Weitere Beträge zum Klimawandel und wie wir es geschafft haben, klimaneutral gestellt zu sein:

Foto: myclimate – www.myclimate.de